5つ星のうち1.0Er kann nicht spielen und tut es trotzdem
2009年10月31日にドイツでレビュー済み
Ein Karpaltunnelsyndrom ist für einen Gitarristen, letztlich für jeden manuell arbeitenden Musiker ein Desaster, eine Zwangspause mit Folgen. Derek Bailey hatte es einst auch erwischt. Er spielte zu Hause diese Improvisationen ein, wo doch seine Hand zu all den Griffen nur sehr eingeschränkt in der Lage war. Genau diese Limitierung ist der Impuls für diese Musik gewesen. Sie ist reduziert, wirkt unfertig und anti-virtuos, auf eine amateurhafte Weise angeschrägt und löchrig. Die Gitarre scheint zudem (absichtlich) verstimmt zu sein. Ich bin Äonen davon entfernt, Derek Bailey zu verehren bzw. zu verstehen, aber das hier hat mich nahezu fassungslos gemacht. Dass es Label gibt, die in einen derartigen Versuch investieren, sollte ein Denkzettel für diejenigen sein, die sich gerne über die totale Durchkommerzialisierung der Musik - aller Musik bitte schön - aufregen, obwohl sie gar nicht ahnen, was es heutzutage alles so gibt. Tatsächlich war die Musik nie freier und autarker als heute, sofern man den Blick auch über die Ränder schweifen lässt. Diese Platte hingegen ist unglaublicher Kokolores. Ich konnte das nur mit zugekniffenem Auge und unschönem Ziehen in den Vorderzähnen durchhören, musste diese schon grotesk-lachhafte Kreation dann auch sofort zum Weiterverkaufen anbieten, und siehe da: Zwei Tage später war das Ding weg. Noch ein Verrückter. Oder einer, der sich grün und blau ärgert. Über den gesunden Derek Bailey will ich dagegen nichts Schlechtes sagen. Manche seiner Projekte sind hochinteressant, sogar die Solo-Impros, für die man natürlich ein spezielles Faible haben muss. Sein Carpal-Gezupfe hingegen ist, da lasse ich mir nicht reinreden, affig und dumm.